Pressestimmen zu

"Dracula" von Bram Stoker


Vorlesen ist für kleine Kinder?

Völlig falsch!

 

Wenn Rainer Rudloff sein Buch öffnet, dann schlägt er jeden in seinen Bann, verzaubert seine Zuhörer durch seine unnachahmliche Mimik, seine tausendfach wandelbare Stimme und die unberechenbare Dynamik seines Vortrags, der sich aus sanft dahinfließender Ruhe von einer Sekunde zur anderen zu wilder Dramatik steigern kann.

So wird aus dem einfachen Vorlesen ein Lese-Show-Event voller Action und Spannung.

Wer ihn einmal erlebt hat,

für den ist sein Vortrag Kult!

Foto: Monja Reuter, Lübeck
Foto: Monja Reuter, Lübeck

Mit Auszügen aus dem Originalwerk "Dracula" von Bram Stoker hat Rudloff einen Stoff gewählt, der durch seine zahlreichen Verfilmungen, Persiflagen und anderen medialen Weiterverarbeitungen zwar bestens bekannt ist, aber sicherlich von kaum jemand bisher wirklich als "Literatur" wahrgenommen wurde.
Und vielleicht hätte auch der eine oder andere den Roman wieder zur Seite gelegt; zu sehr haben sich unsere Lesegewohnheiten und Phantasien seit seinem Erscheinen im Jahr 1897 verändert.

 

Und hier beginnt die ganz große Kunst Rudloffs: Es ist völlig gleich, welches Buch er aufschlägt.

Vielleicht könnte er bei seiner Gabe, jeder handelnden Person ihre ganz persönliche Aura zu verleihen, sogar die Lektüre eines Telefonbuches zum Erlebnis machen.

 

Und selbst die hartgesottensten Horror-Fans müssen erbleichen, wenn Rudloff diese scheinbar ganz sachliche Chronologie schlichter Tagebuchaufzeichnungen mit ruhiger Stimme Stück für Stück zu einem Netz sich immer dichter zusammenziehenden Verhängnisses webt:

Foto: Monja Reuter, Lübeck
Foto: Monja Reuter, Lübeck

Da steht der Hausherr ganz plötzlich hinter dem sich rasierenden Gast, doch sein Bild ist nicht im Rasierspiegel zu sehen; da wachsen die Haare dem Unheimlichen nicht nur am Handrücken, sondern auch an den Innenflächen der langfingrigen, krallenartigen Hände; da ragen spitze Zähne aus einem blutroten schmalen Mund, da drehen sich lautlos Schlüssel in Schlössern, und schließlich sieht der entsetzte Held den widernatürlichen Gastgeber wie eine Eidechse, sich mit Händen und Füßen ankrallend, die Schlossmauern hinunterkriechen.

 

Die dichte und anschauliche Schilderung der klaustrophobischen Atmosphäre, der ständige Wechsel von Aufbegehren und Resignation, von wilder Hoffnung und entsetzlicher Erkenntnis der Ausweglosigkeit in den Aufzeichnungen des erwählten Opfers, die immer tiefer zum grausamen Geheimnis des Untoten vordringenden Vorstöße des Verzweifelten; dies alles erhält Gestalt durch die Kunst der Inszenierung, die den Vortrag Rudloffs so einzigartig macht.

Vor den Zuhörern entstehen aus Worten Bilder und aus Dialogen Filmszenen.

(Verdener Nachrichten)