In den Bann gezogen
Mit phänomenaler Erzählkunst hielt er die Zuhörer mit Kostproben aus den Bestseller-Romanen "Die Wand" von Marlen Haushofer und "Die Geschichte der Bienen" von Maja Lunde in Atem.
(Münsterlandzeitung)
Und dann startete er in seine Lesung.
Und wie bei ihm immer zu erwarten, war die viel mehr als „nur“ eine Lesung.
Lebhaft und mit wechselndem Mienenspiel begann Rudloff mit „Die Wand“, einem Roman, der mit Martina Gedeck in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Rudloff las, Rudloff agierte und fesselte mit der fiktiven Geschichte von einer Frau, die eigentlich nur ein paar unbeschwerte Tage mit ihrer Kusine und deren Mann in einem Jagdhaus verbringen möchte.
Eines Abends stößt sie auf eine unsichtbare Wand, die sie von der übrigen Umgebung abschirmt und gefangen hält.
Fortan muss sie ihr Leben neu ordnen. Hund, Katze, Katzenjunges sowie eine Kuh werden zu ihrer Familie und sie muss lernen, die Tiere zu versorgen, Kartoffeln anzupflanzen oder auf die Jagd zu gehen. Es geht ums nackte Überleben, aber sie lernt auch bislang ungeahnte Fähigkeiten an sich kennen.
Sie überlebt, um den Tieren, also ihrer Familie, das Überleben hinter dem gläsernen Vorhang zu sichern.
Nach kurzer Pause griff Rudloff erneut zum Buch.
Und erzählt von Tao, einer jungen Chinesin, die im Jahre 2098 als menschliche Bestäuberin in Sichuan arbeitet, einer Region, in der Bienen schon lange ausgestorben sind, weit vor dem weltweiten Kollaps, der im Buch immer wieder erwähnt wird.
Wie ordnet man beide Romane und das an diesem Abend Gehörte nun ein, das, mag es auch noch so fiktiv erscheinen, durchaus auch Angst bereitet.
Aber können nicht Ängste auch Anlass für ein Umdenken sein und ein nützlicher Anreiz, selbst Maßnahmen zu ergreifen, um möglicherweise drohende Szenarien zu verhindern?
So ist offenbar die Absicht der Autoren und die von Rainer Rudloff.
Niemann (Kreiszeitung Verden)